Der AI Act: Was Geschäftsführer von Personalberatungen, Headhuntern und Personaldienstleistern wissen müssen

von | 11/09/2024

Am 1. August 2024 tritt der sogenannte AI Act in der Europäischen Union in Kraft – das erste umfassende Gesetz, das die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) reguliert. Für viele Unternehmen, besonders im Personalbereich, bringt dieser neue rechtliche Rahmen erhebliche Auswirkungen mit sich. Personalberatungen, Headhunter und Personaldienstleister nutzen bereits KI-basierte Tools, sei es zur Talentakquise, im Bewerbermanagement oder bei der Analyse von Bewerberdaten. Der AI Act stellt sicher, dass der Einsatz solcher Technologien verantwortungsvoll und transparent erfolgt.

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf den AI Act und seine Auswirkungen auf die Personalbranche. Wir erklären, wie die Risikoklassifizierung von KI-Systemen funktioniert, welche Pflichten auf Unternehmen zukommen und wie sich Geschäftsführer von Personalberatungen, Headhuntern und Personaldienstleistern auf die neuen Anforderungen vorbereiten können.

Den Blog können Sie sich auch HIER vorlesen lassen:

Wenn Sie mehr über den Ablauf von einer KI Einführung wissen wollen, klicken Sie hier!

Was ist der AI Act?

Der AI Act ist ein Regelwerk, das die Entwicklung, Bereitstellung und Nutzung von KI-Systemen innerhalb der EU reguliert. Sein Hauptziel ist es, die Risiken von KI zu minimieren und gleichzeitig Innovationen zu fördern. Der AI Act unterscheidet zwischen verschiedenen Risikokategorien, die abhängig von der jeweiligen Anwendung und dem potenziellen Einfluss auf die Gesellschaft definiert werden. Die vier Hauptkategorien sind:

  1. Grün (Minimales Risiko): Systeme mit geringem oder keinem Risiko.
  2. Gelb (Begrenztes Risiko): KI-Anwendungen, die spezielle Transparenzpflichten erfordern.
  3. Orange (Hohes Risiko): KI-Systeme, die erhebliche Risiken bergen und strengen Regulierungen unterliegen.
  4. Rot (Unannehmbares Risiko): KI-Systeme, die verboten sind, da sie Grundrechte oder die Sicherheit gefährden.

Für Unternehmen in der Personalbranche, die bereits KI-basierte Technologien verwenden, ist es entscheidend, die jeweilige Risikokategorie ihrer genutzten Systeme zu verstehen und zu bewerten, ob zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Warum der AI Act für die Staffing-Branche wichtig ist

Der Einsatz von KI im Personalbereich ist längst keine Zukunftsvision mehr. Tools zur Automatisierung von Recruiting-Prozessen, zur Analyse von Bewerberprofilen oder zur Vorhersage von Erfolgschancen bestimmter Kandidaten gehören bereits zum Standard in vielen Personalabteilungen. KI-gestützte Systeme können Headhuntern und Personaldienstleistern einen enormen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem sie Prozesse effizienter gestalten und bessere Ergebnisse liefern. Doch genau hier setzt der AI Act an: Er sorgt dafür, dass diese Technologien fair und transparent genutzt werden.

Für Geschäftsführer von Personalberatungen und Personaldienstleistern bedeutet dies, dass sie sicherstellen müssen, dass die von ihnen eingesetzten KI-Systeme den neuen gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Ein Verstoß gegen den AI Act kann nicht nur rechtliche Konsequenzen haben, sondern auch das Vertrauen von Kunden und Bewerbern in das Unternehmen nachhaltig schädigen.

Die Risikokategorien des AI Act und ihre Bedeutung für die Staffing-Branche

1. Grün (Minimales Risiko)

Systeme in der grünen Kategorie sind weitgehend unreguliert, da sie keine wesentlichen Risiken für die Rechte und Freiheiten der Menschen darstellen. Für Personaldienstleister bedeutet dies, dass viele der heute eingesetzten Tools weiterhin ohne größere Anpassungen genutzt werden können. Beispiele für KI-Systeme mit minimalem Risiko im Personalbereich sind:

  • Spam-Filter: Systeme, die eingehende E-Mails automatisch auf Spam-Inhalte überprüfen und entsprechend filtern.
  • Rechtschreib- und Grammatikprüfung: KI-basierte Tools zur Überprüfung von Anschreiben und Bewerberprofilen.
  • Kalenderautomatisierung: Systeme, die Vorstellungsgespräche oder Meetings automatisch koordinieren und im Kalender eintragen.
  • Empfehlungssysteme für Weiterbildung: KI-Tools, die basierend auf den Fähigkeiten und Karrierezielen eines Kandidaten Weiterbildungsangebote vorschlagen.

Diese Anwendungen erfordern keine zusätzlichen Maßnahmen seitens der Unternehmen, da sie als risikoarm eingestuft werden.

Diagramm, das das Konzept eines „Minimal Risk System“ auf Deutsch zeigt, verknüpft mit verschiedenen Funktionen: Spamfilter (gelbes Symbol mit Umschlag), Rechtschreib- und Grammatikprüfung (orangefarbenes Symbol mit Dokument und Lupe), Kalenderautomatisierung (rotes Symbol mit Kalender) und Empfehlungssysteme für die Weiterbildung (rosa Symbol mit Doktorhut).

2. Gelb (Begrenztes Risiko)

KI-Systeme in der gelben Kategorie erfordern eine höhere Transparenz, insbesondere bei der Offenlegung der Trainingsdaten und der Funktionsweise des Systems. Personalberatungen und Headhunter nutzen häufig Tools in dieser Risikokategorie, z.B. zur Kandidatenkommunikation oder Content-Erstellung. Beispiele sind:

  • Chatbots: KI-gestützte Chatbots, die mit Bewerbern interagieren, erste Fragen beantworten oder Informationen zur Verfügung stellen.
  • Automatisierte Texterstellung: Systeme, die Stellenanzeigen oder Bewerberprofile automatisch erstellen und optimieren.
  • KI-basierte Videointerviews: Tools, die Bewerbergespräche automatisiert führen und analysieren.
  • Personalisierte E-Mail-Kampagnen: Systeme, die auf Grundlage von Bewerber- oder Kundendaten personalisierte E-Mails versenden.

Hier müssen Unternehmen sicherstellen, dass die Systeme die erforderliche Transparenz bieten. Das bedeutet, dass z.B. offengelegt werden muss, welche Daten zur Erstellung von Texten oder zur Analyse der Videointerviews genutzt werden.

Ein Diagramm mit dem Titel „Begrenztes Risiko KI“ zeigt ein zentrales Schildsymbol mit fünf Pfeilen, die auf umgebende Elemente zeigen: eine Lupe mit „Transparenz“, Chatblasen mit „Chatbots“, einen Laptop und Papier mit „Automatisierte Texterstellung“, ein Videosymbol mit „Videointerviews“ und einen Umschlag mit „Personalisierte E-Mails“.

3. Orange (Hohes Risiko)

In der orangen Kategorie finden sich KI-Systeme, die erhebliche Risiken für die Grundrechte der Menschen bergen. Der Einsatz dieser Systeme ist stark reguliert, und Personalberatungen müssen strenge Anforderungen erfüllen, wenn sie solche Systeme verwenden möchten. Beispiele aus dem Personalbereich sind:

  • KI-gestützte Kandidatenauswahl: Tools, die Bewerber analysieren und auf Grundlage bestimmter Kriterien vorselektieren.
  • KI-basierte Bewerbungsbewertung: Systeme, die Bewerbungen automatisch bewerten und eine Rangfolge der Kandidaten erstellen.
  • Vorausschauende Analysen zur Mitarbeiterbindung: KI-Modelle, die das Risiko eines Mitarbeiterabgangs voraussagen und Maßnahmen vorschlagen.
  • KI-gestützte Gehaltsvorschläge: Tools, die auf Basis von Marktdaten und Bewerberprofilen Gehaltsvorschläge erstellen.

Unternehmen, die solche Systeme einsetzen, müssen umfassende Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass keine Diskriminierung oder Verzerrung in den Ergebnissen auftritt. Zudem ist es erforderlich, die eingesetzten Systeme regelmäßig zu prüfen und Audits durchzuführen, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben zu gewährleisten.

Infografik in deutscher Sprache mit vier farbcodierten Symbolen, die verschiedene Anwendungen von KI-Systemen im Personalwesen zeigen: Kandidatenauswahl (blau), Bewerbungsbewertung (grün), Mitarbeiterbindung (gelb) und Gehaltsvorschläge (orange). Diese weisen auf ein hohes Risiko von KI-Systemen hin.

4. Rot (Unannehmbares Risiko)

KI-Systeme, die ein unannehmbares Risiko für die Rechte und Freiheiten von Menschen darstellen, sind gemäß dem AI Act verboten. Für Personalberatungen, Headhunter und Personaldienstleister bedeutet dies, dass sie solche Technologien keinesfalls einsetzen dürfen. Beispiele für verbotene Systeme sind:

  • Emotionserkennung bei Bewerbern: Systeme, die während eines Bewerbungsgesprächs die Emotionen der Kandidaten analysieren und diese in die Bewertung einfließen lassen.
  • Social Scoring Systeme: KI, die Bewerber auf Basis ihrer Online-Aktivitäten oder sozialen Interaktionen bewertet.
  • Predictive Policing im Personalbereich: Tools, die das Verhalten von Kandidaten vorhersagen und daraus potenzielle „Risiken“ ableiten.

Der Einsatz solcher Technologien wäre ein direkter Verstoß gegen den AI Act und hätte schwerwiegende rechtliche Konsequenzen für die beteiligten Unternehmen.

Ein Diagramm mit dem Titel „Unannehmbares Risiko“ zeigt einen zentralen grauen Kreis mit einem Ausrufezeichen als Warnsymbol. Pfeile führen zu drei farbigen Kreisen mit den Beschriftungen „Predictive Policing“, „Emotionserkennung“ und „Social Scoring“.

Was Personalberatungen, Headhunter und Personaldienstleister jetzt tun müssen

Um den Anforderungen des AI Act gerecht zu werden, sollten Geschäftsführer von Personalberatungen, Headhuntern und Personaldienstleistern bereits jetzt erste Schritte einleiten:

  1. Bestandsaufnahme der verwendeten KI-Systeme: Analysieren Sie, welche KI-Systeme in Ihrem Unternehmen im Einsatz sind und in welche Risikokategorie sie fallen.
  2. Transparenz sicherstellen: Für alle KI-Systeme, die in die gelbe oder orange Kategorie fallen, sollten Sie sicherstellen, dass die Transparenzanforderungen erfüllt werden. Dazu gehört, dass offengelegt wird, wie das System funktioniert und welche Daten verwendet werden.
  3. Audits und regelmäßige Prüfungen einführen: Implementieren Sie interne Kontrollmechanismen, um sicherzustellen, dass Ihre KI-Systeme den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
  4. Schulungen für Mitarbeiter anbieten: Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter über die neuen Anforderungen informiert sind und im Umgang mit KI-Systemen geschult werden.

Fazit

Der AI Act stellt eine bedeutende Herausforderung für die Personalbranche dar, bietet aber auch Chancen. Unternehmen, die frühzeitig auf die neuen Anforderungen reagieren, können KI weiterhin erfolgreich einsetzen, während sie gleichzeitig das Vertrauen ihrer Kunden und Bewerber stärken. Geschäftsführer von Personalberatungen, Headhuntern und Personaldienstleistern sollten die kommenden Monate nutzen, um ihre Systeme zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie die gesetzlichen Vorgaben des AI Act einhalten.

Ein proaktiver Ansatz bei der Implementierung dieser Vorschriften wird nicht nur helfen, rechtliche Risiken zu minimieren, sondern auch das langfristige Wachstum und den Erfolg Ihres Unternehmens sichern.

Was Sie konkret machen sollten zum Thema AI Act
Balkendiagramm mit verschiedenen Gehaltskategorien in Deutschland, einschließlich Regionen, Bildungsniveau, Erfahrung, Branche und Geschlecht, mit Mediangehältern in Euro. Das höchste Gehalt gibt es im Bankwesen (63.250 €), das niedrigste im Hotel-/Gastronomie-/Cateringbereich (35.000 €).

 

Gehalt nach Bildungsgrad und Berufserfahrung

Ein weiterer interessanter Aspekt des Berichts ist die Analyse der Gehälter nach Bildungsgrad und Berufserfahrung. Akademikerinnen verdienen im Median 57.500 €, während Nicht-Akademikerinnen auf 41.000 € kommen. Dies unterstreicht den finanziellen Wert eines Hochschulabschlusses.

Die Berufserfahrung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Gehaltsentwicklung. Beschäftigte mit weniger als einem Jahr Erfahrung verdienen im Median 38.250 €, während diejenigen mit über 25 Jahren Erfahrung 47.250 € erhalten. Diese Daten zeigen deutlich, dass sich Erfahrung und kontinuierliche Weiterbildung langfristig auszahlen.

Gehälter nach Branchen und Berufsgruppen

Der Bericht bietet auch eine detaillierte Übersicht über die Gehälter in verschiedenen Branchen und Berufsgruppen. Spitzenreiter sind das Bankwesen mit einem Medianjahresgehalt von 63.250 €, gefolgt von der Luft- und Raumfahrt sowie der Pharmaindustrie. Am unteren Ende der Gehaltsskala befinden sich Branchen wie Hotel, Gastronomie und Catering mit 35.000 €.

Für einzelne Berufsgruppen liefert der Bericht ebenfalls wertvolle Einblicke. Beispielsweise verdienen Ärztinnen im Median 94.750 €, während Ingenieurinnen auf 56.000 € kommen. Diese Unterschiede verdeutlichen die große Bandbreite der Gehälter, die je nach Berufsweg und Branche existieren.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Ein zentrales Thema des Berichts ist der Gender-Pay-Gap. Frauen verdienen im Median 40.000 €, während Männer auf 45.750 € kommen. Der unbereinigte Gender-Pay-Gap liegt bei 12,4 %, der bereinigte, der strukturelle Unterschiede berücksichtigt, bei 5,5 %. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit am Arbeitsplatz.

Fazit: Der Wert des Gehaltsreports

Der Stepstone Gehaltsreport 2024 ist eine wertvolle Ressource für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber gleichermaßen. Er bietet eine fundierte Grundlage für Gehaltsverhandlungen und hilft, ein besseres Verständnis für die Gehaltsstrukturen in Deutschland zu entwickeln. Durch die Betonung der Gehaltstransparenz trägt der Bericht dazu bei, eine faire und gleichberechtigte Arbeitswelt zu fördern.

Für mich persönlich war die Lektüre des Gehaltsreports extrem aufschlussreich. Die detaillierten Analysen und umfassenden Daten helfen dabei, fundierte Entscheidungen bezüglich Karrierewege und Gehaltsverhandlungen zu treffen. Besonders die regionalen Unterschiede und die geschlechtsspezifischen Gehaltslücken bieten wertvolle Einblicke, die ich in zukünftigen Diskussionen und Entscheidungen berücksichtigen werde.

Ich kann jedem nur empfehlen, einen Blick in den Stepstone Gehaltsreport 2024 zu werfen, um ein umfassenderes Bild von der aktuellen Gehaltslandschaft in Deutschland zu bekommen. Transparente Gehaltsinformationen sind ein Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit und Zufriedenheit im Berufsleben.

Die Studie können Sie sich hier downloaden: Stepstone Gehaltsreport 2024

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert