GVP Barometer 2024: Warum Personaldienstleister jetzt strategisch handeln müssen

von | 03/12/2024

Als Berater für Personaldienstleister verfolge ich die Entwicklungen in unserer Branche seit vielen Jahren. Der aktuelle GVP Barometer 2024 liefert uns besonders interessante Einblicke in die Dynamik des Personalmarktes. Lassen Sie uns gemeinsam einen detaillierten Blick auf die wichtigsten Erkenntnisse werfen.

Die Studie im Original gibts HIER.

Die Ausgangslage: Zwischen Krise und Chancen

Die Zahlen zeichnen ein komplexes Bild: Etwa 66 Prozent der Personalvermittlungsunternehmen spüren die Auswirkungen der schwächeren Konjunktur deutlich. Gleichzeitig berichten 47,1 Prozent der Kundenunternehmen von einer gestiegenen Nachfrage nach Fachkräften. Diese scheinbar widersprüchliche Situation schafft interessante Möglichkeiten für strategisch denkende Personaldienstleister.

Die Kandidatenperspektive: Überraschend positiv

Besonders aufschlussreich sind die Erkenntnisse zur Kandidatenseite:

  • 74,6% der Befragten sind grundsätzlich wechselbereit
  • 61,9% würden bei einem Wechsel die Dienste einer Personalvermittlung nutzen
  • 47,7% haben bereits Erfahrungen mit Personalvermittlungen gemacht
  • Die Zufriedenheitsquote liegt in den letzten Jahren konstant bei über 75%
Balkendiagramm zur Wechselbereitschaft und Zufriedenheit der Kandidaten mit Personaldienstleistungen: 74,6% sind wechselbereit, 61,9% würden Personaldienstleistungen in Anspruch nehmen, 47,7% haben Erfahrungen und 75% sind zufrieden. Beschriftungen in Deutsch.

Infografik mit dem Titel „Künstliche Intelligenz im Recruiting entfesseln“ mit vier Segmenten: Effizienz im Recruiting, verbesserte Kandidatenauswahl, Aufgabenautomatisierung und datengesteuerte Entscheidungsfindung, alles verknüpft mit dem strategischen KI-Einsatz im Recruiting.

Vier zentrale Handlungsfelder für Personaldienstleister

1. Digitalisierung und KI strategisch nutzen

Die Studie zeigt hier erhebliches Potenzial: Nur 58,3% der Personalvermittler nutzen bisher KI-Tools. Dabei können diese Technologien:

  • Datenbasierte Entscheidungsgrundlagen liefern
  • Den Bewerbungsprozess effizienter gestalten
  • Die Trefferquote bei der Kandidatenauswahl erhöhen

2. Zusatzservices als Differenzierungsmerkmal

Die erfolgreichsten Personalvermittler haben ihr Portfolio bereits erweitert:

  • 27,0% offerieren Outplacement-Services
  • 39,7% übernehmen administrative HR-Aufgaben
  • 39,0% unterstützen beim Onboarding
  • 29,9% bieten Personalentwicklung und Weiterbildungen an
Ein Diagramm, das vier HR-Services veranschaulicht: Outplacement, administrative HR-Aufgaben, Mitarbeiterentwicklung und Onboarding-Unterstützung. Jeder Service wird durch Symbole und Text dargestellt, der die Vorteile erklärt, um ein zentrales Fingerabdrucksymbol herum.
Ein Trichterdiagramm zeigt internationale Rekrutierungsprozesse: Visaunterstützung, interkulturelles Training, Onboarding-Programme. Zu den Schritten gehören Visaunterstützung, Umzugsdienste, kulturelles Training, Sprachkurse, mit dem Ziel einer erfolgreichen Talentintegration.

3. Internationale Rekrutierung ausbauen

Ein stark unterschätzter Bereich: Nur 34,2% der Personalvermittler suchen aktiv im Ausland nach Fachkräften. Erfolgreiche Vermittler bieten hier:

  • Strukturierte Onboarding-Programme
  • Unterstützung bei Visa-Angelegenheiten
  • Relocation-Services
  • Interkulturelle Trainings
  • Sprachkurse

4. Exklusivverträge als strategischer Hebel

Die Studie offenbart hier eine interessante Diskrepanz: Nur 32,3% der Personalvermittler arbeiten mit Exklusivverträgen, obwohl diese signifikante Vorteile bieten:

  • 30,0% verzeichnen höhere Erfolgsquoten
  • 73,3% berichten von höherem Engagement
  • 46,7% sehen weniger externe Schnittstellen
  • 33,3% erzielen bessere Konditionen
Diagramm, das die Macht exklusiver Verträge veranschaulicht. Ein zentrales Dreieck verzweigt sich zu Vorteilen: höheres Engagement, weniger externe Schnittstellen, bessere Bedingungen und höhere Erfolgsquoten, jeweils dargestellt durch Symbole und Pfeile.

Veränderte Präferenzen der Kandidaten

Ein besonders spannender Aspekt der Studie ist die Entwicklung der Jobfaktoren seit 2021:

  1. Gehalt: Bleibt der wichtigste Faktor und hat in Zeiten der Inflation noch an Bedeutung gewonnen
  2. Flexible Arbeitszeitmodelle:
  • Stärkster Anstieg von 30% (2021) auf fast 50% (2024)
  • Deutlicher Trend zur Work-Life-Balance
  • Gestiegene Erwartungen nach der Pandemie
  1. Attraktive Aufgaben:
  • Kontinuierlicher Anstieg über die letzten Jahre
  • Oft von Unternehmen und Vermittlern unterschätzt
  • Wichtiger Faktor für langfristige Mitarbeiterbindung
Flussdiagramm, das die Entwicklung der Jobpräferenzen auf Deutsch veranschaulicht. Drei Abschnitte: „Attraktive Aufgaben“, „Flexible Arbeitszeitmodelle“ und „Gehalt“. Jeder Abschnitt beschreibt seine Bedeutung, wobei die langfristige Mitarbeiterbindung, die Work-Life-Balance und die Priorität für Kandidaten im Vordergrund stehen.

Das Ghosting-Phänomen aktiv angehen

Ein zunehmendes Problem, das 85,6% der Personalvermittler betrifft. Die Hauptgründe aus Kandidatensicht:

  • 38,2% erhielten ein besseres Angebot
  • 31,2% sahen Diskrepanzen zwischen Erwartung und Realität
  • 29,2% erlebten unprofessionelle Bewerbungsprozesse
  • 20,6% bemängelten die Kommunikation
Ein Venn-Diagramm mit vier konzentrischen Kreisen, die mit Gründen für Candidate Ghosting beschriftet sind: „Kommunikationsprobleme“, „Unprofessionelle Prozesse“, „Erwartung vs. Realität“ und „Besseres Angebot“ vom äußeren zum inneren Kreis.

Fazit und Ausblick

Der GVP Barometer 2024 zeigt deutlich: Trotz – oder gerade wegen – der aktuellen Wirtschaftslage haben Personaldienstleister exzellente Chancen, sich neu zu positionieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der strategischen Weiterentwicklung des Geschäftsmodells:

  1. Entwicklung vom reinen Vermittler zum strategischen HR-Partner
  2. Nutzung moderner Technologien bei gleichzeitiger Betonung der persönlichen Betreuung
  3. Ausbau internationaler Rekrutierungswege
  4. Fokus auf langfristige Partnerschaften durch Exklusivverträge
  5. Erweiterung des Service-Portfolios

Die hohe Wechselbereitschaft der Kandidaten und ihre positive Einstellung gegenüber Personaldienstleistern bieten eine hervorragende Grundlage für nachhaltiges Wachstum. Wer jetzt die richtigen strategischen Weichen stellt, wird auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten erfolgreich sein.

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