Sind Personalberater Headhunter?

von | 21/04/2024

Kurze Antwort: Nein

Übergeordnet spricht man von der „Staffing-Branche“. Deutsch könnte man es die „Besetzungsbranche“ nennen. Personalberater und Headhunter haben dasselbe Ziel oder produzieren dasselbe Ergebnis, die Besetzung einer offenen Stellenausschreibung bei einem Kunden. Haben aber einen anderen Prozess oder Herangehensweise.
Die Staffing-Branche hat auch Verbände wie bspw. die APSCo. Hier bin ich selbst auch aktiv.

Gemeinsamkeiten zwischen Personalberatern und Headhuntern

Headhunter sowie Personalberater besetzen Stellen bei einem Kunden.
Meist sind es Stellen die zu einer der folgenden Kategorien passen:

– Der Kunde sucht schon lange, aber findet keine passenden Bewerber.

– Der Kunde möchte die Stellenausschreibung nicht öffentlich machen.

– Der Kunde hat keine eigene Recruiting-Expertise.

– Der Kunde verfügt nicht über das passende Netzwerk und sucht innerhalb einer kleinen potenziellen Gruppe an Bewerbern.

Beide suchen am Arbeitsmarkt mit verschiedenen Methoden nach passenden potenziellen Mitarbeitern für den Kunden. Beispielsweise via eigener Stellenausschreibung, LinkedIn, Xing, Messen, Netzwerk, usw.
Beide produzieren also dasselbe Ergebnis: Sie besetzen eine Stelle bei einem Kunden.

Unterschiede zwischen Personalberatern und Headhuntern

Infografik, die Personalberater und Headhunter vergleicht, dargestellt anhand von ikonischen Bildern und kurzen Beschreibungen auf gelben Notizzetteln, um ihre Unterschiede hervorzuheben.

Alles, was ich hier schreibe, bezieht sich auf meine Erfahrungen. Ich war 5 Jahre selbst Personalberater (kein Headhunter) und coache seit über 3 Jahren Personalberater und Headhunter um ihr Business zu entwickeln.
Ich spreche als generalistisch nun über die Begriffe. Im Einzelfall können sich Details natürlich unterscheiden, da jeder Betrieb selbst entscheidet, wie er sich nennt und welche Prozesse er wie handhabt.

Personalberater:

Ein Personalberater arbeitet oft erfolgsbasiert. Also gibt es erst dann Geld vom Kunden, wenn der neue Mitarbeiter, der von der Personalberatung vorgestellt wurde, einen Arbeitsvertrag unterzeichnet hat bzw. den Job auch wirklich antritt. Der Personalberater schreibt zudem oft öffentlich neue Stellen aus.
Typisch liest man dann den Satz „Für einen namhaften Kunden suchen wir…“.
In der Personalberatung findet man klassisch auch oft sehr junge und noch unerfahrene Mitarbeiter.

Headhunter:

Ein Headhunter arbeitet oft im sogenannten „Retainer“. Also nicht wie der Personalberater erfolgsbasiert. Bei vielen Headhuntern hat sich das „Drittel-System“ durchgesetzt.
Ein Rechenexempel:
Ein Kunde sucht einen neuen Head of HR (Personalleiter). Diese Stelle wurde mit 150.000 € budgetiert.
Wir nehmen mal an, der Headhunter ruft eine Provision von 35 % des Jahreszielgehalts auf. Heißt also eine Gesamtprovision von 52.500 €.
– 1/3 dieser Provision wird bei Vertragsunterschrift zwischen dem Kunden und dem Headhunter fällig.
– Ein weiteres Drittel wird fällig, wenn eine gewisse Anzahl von Vorstellungsgesprächen oder Bewerber vorgestellt wurden.
– Das letzte Drittel wird dann bei Vertragsunterzeichnung fällig. Wobei hier dann mit den realen Zahlen gegengerechnet wird, dass die Endsumme stimmt.
Neben der Bezahlung bekommt ein Headhunter oft den Auftrag verdeckt zu suchen. Also eher die hochwertigen oder diskreten Vakanzen. Ein Headhunter arbeitet viel über sein Netzwerk und über die Direktansprache bzw. Active Sourcing über Netzwerke wie LinkedIn oder Xing. Es kann auch sein, dass der Headhunter eine konkrete Zielliste bekommt mit Namen. Hier kommt auch der Begriff „Headhunter“ her. Da es einige Firmen gibt, die speziellen Personen wollen. Als Beispiel gibt ein Automobilbauer dem Headhunter den Auftrag, den Head of HR nur bei einem anderen Automobilbauer abzuwerben. Alles andere kommt nicht infrage. So entstehen natürlich auch ganz andere Kosten und Zeiträume wie bei der Personalberatung.
Oft findet man im Headhunting eher erfahrene Mitarbeiter.

Wann spricht man von einem Headhunter?

Klassisch spricht man dann von einem Headhunter, wenn es eine kleine Zielgruppe an Wunschbewerbern gibt.

Die Rolle von Personalberatern in der Jobsuche

Personalberater sind heutzutage kaum mehr wegzudenken.
Beim BDU (Bund Deutscher Unternehmensberater) kann man hier auch viele Studien finden. Personalberater besetzen in Deutschland über 70.000 Stellen jedes Jahr.
Als Bewerber ist es immer lohnenswert, sich über eine Personalberatung vermitteln zu lassen. Denn der Personalberater bietet Insights zur Stelle, Firma, Struktur, uvm. Vor allem aber hat der Personalberater immer das eigene Interesse, dass Maximum an Gehalt herauszuholen, da er selbst daran beteiligt ist. Wenn ein Personalberater zu dir sagt „Mehr als 50.000 € bist du aktuell nicht wert“ dann ist das eine ziemlich valide aussage.

Der Personalberater hat aber natürlich auch eine beratende Rolle in Unternehmen wie bei Bewerbern. So hat er oft eine hochwertige beratende anerkannte Rolle beim Kunden. Denn ein Personalberater sucht keine eierlegenden Wollmilchsäue. Wenn du also ein Kunde bist und unrealistische Vorstellungen hast, wird der Personalberater dir das sagen. Wenn du dann nichts veränderst, wird der Kontakt sehr schnell abreißen.

Wie arbeiten Headhunter?

Ein Headhunter muss sehr genau abwägen, ob er einen Kundenauftrag annimmt oder nicht. Denn der Kunde hat eine sehr hohe Erwartungshaltung an die Zusammenarbeit mit einem Headhunter. Headhunter arbeiten „tailor made“. Also individuell.
Wenn, der Vertrag unterschrieben ist, wird alles unternommen, um den Kunden seine Wünsche zu erfüllen. Deshalb ist es auch wichtig vor der Vertragsunterschrift sehr genau mit dem Kunden zu sprechen und unrealistische Themen im Vorfeld zu klären. Bzw. wie man mit den Dingen umgeht.

Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit Personalberatern und Headhunter für Firmen

Vorteile:
– Intensive Beratung
– Schnelle Besetzung von oft heiklen Vakanzen
– Hochwertige Arbeitsressourcen und Expertiese

Nachteile:
– Hohe Kosten
– keine 100 % Besetzungsgarantie
– Zusätzlicher Abstimmungsbedarf

Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit Personalberatern und Headhunter für Bewerber

Vorteile:
– Kostenfreie & hochwertige Beratung
– Prozesssteuerung sowie Vor- & Nachbereitung durch Profi
– Durchsetzen von hohen Gehaltsforderungen

Nachteile:
– Nicht unparteiisch, da durch Provision an der Vermittlung interessiert
– Es gibt leider auch schwarze Schafe, die nicht gut arbeiten
– Personalberater und Headhunter können Druck auf dich ausüben, um zu einer Entscheidung zu kommen.

Fazit: Sind Personalberater Headhunter?

Personalberater und Headhunter sind genauso unterschiedlich wie ein Data Analyst und ein Data Architekt. Für den Bewerber ist der Unterschied aber oft egal. Für Firmen ist der Unterschied aber sehr wichtig, da ganz andere Kosten auf die Firma zukommt.

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