Deutschlands Führungskräfte im Griff der Erschöpfung: Ein Weckruf für moderne Arbeitskulturen

von | 17/02/2024

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Beratungsfirma Auctority in Zusammenarbeit mit Civey liefert alarmierende Einblicke in den Gesundheitszustand deutscher Führungskräfte. 61,6% der befragten Führungskräfte gaben an, sich erschöpft zu fühlen. Besonders besorgniserregend ist die hohe Rate unter Frauen in Führungspositionen (65%) sowie bei jüngeren Führungskräften im Alter von 30 bis 39 Jahren, wo die Erschöpfungsrate bei 72% liegt.

Die Studie, die 5.000 Personen einbezog, zeigt, dass Erschöpfung ein weitverbreitetes Phänomen ist, wobei 52,8% der Teilnehmer sich als erschöpft einstuften. Interessanterweise stieg die allgemeine Erschöpfung seit 2022 um 3,2%. Ein Hauptgrund für Erschöpfung sind gesundheitliche Probleme (40%), gefolgt von der politischen Situation (30,1%) und Arbeitsbelastung (27%). Besonders junge Erwachsene sind betroffen, mit einem Anteil von 20,3% unter 18- bis 29-Jährigen, die gesundheitliche Beschwerden als Ursache nennen.

Eine mögliche Lösung könnte in der Verteilung der Führungsverantwortung liegen. 61,3% der Befragten sind offen für geteilte Führung, wobei jüngere Führungskräfte eine größere Bereitschaft zur Delegation und Selbstorganisation zeigen.

Thomas Wilhelm, Professor an der SDI Hochschule München, hebt hervor, dass eine erschöpfte Führungskraft nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Team belastet. Geteilte Führung könnte daher ein Schlüssel zur Entlastung sein.

Die Studie der Betriebskrankenkasse Pronova zeigt zudem, dass die Angst vor einem Burn-out unter deutschen Beschäftigten generell zugenommen hat, mit 61% der Befragten, die befürchten, aufgrund von Überlastung darunter zu leiden.

Diese Entwicklungen fordern einen Paradigmenwechsel in Unternehmen und Organisationen. Neue Strategien in Führungskräfteentwicklung und Stressmanagement sind notwendig, um das Wohlergehen und die Gesundheit aller Mitarbeiter, einschließlich der Führungskräfte, zu gewährleisten.

Quelle: AUCTORITY-Studie „Erschöpfung 2023“.

Bild von Martin Jäger, Gründer von Huntercoach.de der 10 10 Warnsignale und Gegenmaßnahmen für Stress bei Führungskräften beschreibt
10 Warnsignale und Gegenmaßnahmen für Stress bei Führungskräften

10 Warnsignale und konkrete Gegenmaßnahmen, speziell für Führungskräfte

  1. Übermäßiger Stress
    • Symptome: Vergesslichkeit, Kopfschmerzen, schlechter Schlaf.
    • Gegenmaßnahmen: Täglich bewusst Zeit für Entspannung einplanen, z.B. durch Spaziergänge in der Natur. Sportliche Aktivitäten wie Yoga oder Laufen integrieren. Regelmäßige Gespräche mit einem Mentor oder Coach führen.
  2. Konstante Erschöpfung
    • Symptome: Anhaltende Müdigkeit, Schwierigkeiten beim Aufstehen, reduzierte Leistungsfähigkeit.
    • Gegenmaßnahmen: Schlafhygiene verbessern, z.B. durch Vermeidung von Bildschirmarbeit vor dem Schlafen. Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung erlernen.
  3. Entscheidungsmüdigkeit
    • Symptome: Schwierigkeiten bei Entscheidungen, Verschieben von Aufgaben, Unentschlossenheit.
    • Gegenmaßnahmen: Klare Entscheidungsprozesse etablieren und Entscheidungen nach Wichtigkeit priorisieren. Aufgaben, die delegiert werden können, an vertrauenswürdige Teammitglieder übertragen.
  4. Mangelnde Work-Life-Balance
    • Symptome: Arbeitsgedanken auch in der Freizeit, Vernachlässigung persönlicher Interessen, Überarbeitung.
    • Gegenmaßnahmen: Arbeitszeit strikt begrenzen und Freizeitaktivitäten planen. Techniken zur Trennung von Beruf und Privatleben anwenden, z.B. bewusstes Abschalten des Diensthandys nach Feierabend.
  5. Sinkende Leistung
    • Symptome: Nachlassende Arbeitsqualität, häufige Fehler, geringere Konzentration.
    • Gegenmaßnahmen: Leistungsziele regelmäßig überprüfen und anpassen. Pausen und Erholungsphasen fest einplanen, um Überarbeitung vorzubeugen.
  6. Kommunikationsprobleme
    • Symptome: Missverständnisse mit Mitarbeitern, Konflikte, mangelnde Klarheit in Anweisungen.
    • Gegenmaßnahmen: Kommunikationsschulungen und -workshops besuchen. Regelmäßige Feedback-Gespräche mit Mitarbeitern führen, um Missverständnisse frühzeitig zu klären.
  7. Verlust der Motivation
    • Symptome: Gleichgültigkeit gegenüber Arbeitsaufgaben, Mangel an Antrieb, fehlendes Engagement.
    • Gegenmaßnahmen: Persönliche Ziele und Visionen reflektieren und neu definieren. Mentoring-Programme nutzen, um neue Perspektiven und Inspiration zu gewinnen.
  8. Gefühl der Isolation
    • Symptome: Gefühl der Trennung vom Team, Mangel an Unterstützung, Einsamkeit.
    • Gegenmaßnahmen: Aktiv Netzwerke und professionelle Beziehungen pflegen. Regelmäßige Teamevents und informelle Treffen organisieren, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
  9. Schwierigkeiten bei der Mitarbeiterführung
    • Symptome: Herausforderungen im Umgang mit Teamkonflikten, Unzufriedenheit im Team, mangelnde Autorität.
    • Gegenmaßnahmen: Führungsseminare und -trainings besuchen. Offene Diskussionen im Team fördern und aktives Zuhören praktizieren, um ein besseres Verständnis für Teamdynamiken zu entwickeln.
  10. Vernachlässigung der eigenen Entwicklung
    • Symptome: Stagnation in der persönlichen und beruflichen Entwicklung, Mangel an neuen Herausforderungen, Desinteresse an Weiterbildung.
    • Gegenmaßnahmen: Sich Zeit für persönliche Weiterbildung nehmen, z.B. durch Online-Kurse oder Fachliteratur. Regelmäßige Selbstreflexion und -bewertung, um persönliche Wachstumsziele zu setzen und zu verfolgen.

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